Rezension: Julius Bissier und Richard Bampi – Das Freiburger Keramikbild

– Anzeige –
Buch: Julius Bissier und Richard Bampi: Das Freiburger Keramikbild von Maria Schüly, Verlag: arnoldsche Art Publishers.
Neuerscheinung: Julius Bissier und Richard Bampi – Das Freiburger Keramikbild (Autorin: Maria Schüly, Verlag: arnoldsche Art Publishers)
 

Buch auf Amazon.de ansehen  

 

Robert Züblin | 29.12.2023 | 13:00 Uhr
Mit dem Buch „Julius Bissier und Richard Bampi: Das Freiburger Keramikbild“ von Maria Schüly ist ein Fachbuch zu diesem einzigartigen Keramikbild bei Arnoldsche Art Publishers erschienen, das tiefgehende Einblicke in Entstehungsgeschichte, Umsetzung, Pflege, Restaurierung und aktuelle Situation des Bildes vermittelt. Es ist zugleich eine Ermahnung an die Verantwortlichen, dieses Kunstwerk aus den Anfängen des Nachkriegsdeutschlands mit dem gehörigen Respekt zu behandeln.
 
 

Praktisches Format mit vielen Abbildungen

Das Buch „Julius Bissier und Richard Bampi: Das Freiburger Keramikbild“ wurde von der Kunsthistorikerin und Bampi-Kennerin Dr. Maria Schüly geschrieben. Mit ihren 96 Seiten und 68 Abbildungen ist die Abhandlung sehr umfangreich, wenn man bedenkt, dass sie in der Hauptsache nur von einem Bild handelt, nämlich dem Keramikbild, das Bissier entworfen hat und für welches Bampi die verwendeten Keramikkacheln angefertigt hat.

Neben vielen interessanten Fotos etwa von der Erstellung des Keramikbildes gibt es zum Beispiel auch ein Foto aus dem Glasur-Labor von Richard Bampi, Fotos von Keramikbildern anderer Künstler aus der Zeit oder Fotos von anderen Keramiken, die Bissier entworfen hat, etwa von Vasen. Schüly stellt das Freiburger Keramikbild unter anderem in den Kontext der Künstlerkeramik (Malerkeramik) und anderer zu seiner Entstehungszeit gefertigter Keramikbilder, zum Beispiel von Victor Vasarely, Fernand Léger oder Joan Miró. Maria Schüly versucht aber auch Bissiers Verhältnis zum Kunsthandwerk zurechtzurücken, da Bissiers Frau, Lisbeth, die Gründe der kunsthandwerklichen Ausflüge Bissiers – wozu auch sein Interesse für die Keramik gehört – mit finanziellen Nöten herunterspielte.

Schülys Abhandlung „Julius Bissier und Richard Bampi: Das Freiburger Keramikbild“ hat vorne einen Klappumschlag, sodass man große Teile des Keramik-Bildes schon auf dem aufgeklappten Umschlag sehen kann. Ungefähr in der Mitte des Buches kann man dann durch zwei aufklappbare Seiten das Bild in seiner ganzen Breite sehen.

Spannende Informationen etwa zu Bampis Glasuren

Das Keramikbild wurde 1956 von Bampi und Bissier auf dem ehemaligen Stallhof vom Jesuitenkolleg in Freiburg im Breisgau (Deutschland) errichtet, welcher damals wie heute zur Universität Freiburg gehört. Das Bild in Mosaiktechnik maß ursprünglich 19,57 m Breite und 2,58 m Höhe.

Maria Schüly hat viele interessante Informationen zur Entstehung, Umsetzung, Pflege, Restaurierung und aktueller Situation des Keramikbildes zusammengetragen. Dabei ging die Recherche derart tief, dass Schüly sogar technische Informationen zur Anfertigung der Kacheln und zu den Glasurbestandteilen präsentiert, aber unter anderem auch interessante Zitate aus Briefen beziehungsweise Entwürfen von Beteiligten an dem Projekt.

Bissier war mit dem Ergebnis nicht zufrieden

Probleme bei der Umsetzung des Bissier-Entwurfes zum Keramikbild machten zum einen die Farben der Entwurfsskizze, die von Bissier mit Tusche gemalt wurde, was auf große Keramikplatten übertragen werden musste. Zum anderen mussten die zusammenhängenden Farbflächen der großen Elemente zerteilt werden, wie Maria Schüly erzählt.

Julius Bissier sei am Ende unzufrieden mit dem Keramikbild gewesen. Ihn habe enttäuscht, dass die Glasuren nur zum Teil opak (undurchsichtig) gewesen waren. Am meisten aber habe Bissier gestört, dass die Wand, an der das Keramikbild realisiert wurde, von der Baudirektion blank-weiß gestrichen wurde, statt grau-rosa. Das sorgte etwa dafür, dass auch feine Fugen weiß hervorstechende Linien bildeten. Kleinere Farbelemente seien sogar überputzt worden. Insgesamt sei die Gesamtkomposition deutlicher als geplant in ihre Einzelteile zerfallen. Wegen der blank-weißen Wand sei Bissier auch zugetan gewesen, dass das Keramikbild mit Bepflanzungen davor eingerahmt wurde, und teilweise hinter diesen Pflanzen verschwand.

Wohlgemerkt hatte die Enttäuschung Bissiers bezüglich des Umgangs mit dem Keramikbild durch die Baudirektion keinen Einfluss auf die enge und langjährige Freundschaft mit Bampi, warum auch. Nicht verwunderlich auch, dass es Bissiers einziges Keramikbild blieb, das er entwarf. Bampi hingegen hatte noch weitere Keramikbilder geschaffen, entweder nach eigenem Entwurf oder dem Entwurf von anderen Künstlern, wie man von Schüly erfährt.

Verschandelung des Keramikbildes bis heute

Schüly zeichnet auch die Geschichte der Verbauung des Keramikbildes und der sich ausdehnenden Bepflanzung nach sowie die Restaurierung im Jahr 2022, nachdem das Bild vollständig vom verdeckenden Pflanzenwuchs befreit wurde.

Trotz Restaurierung sei die Sicht auf das Keramikbild als Ganzes aber auch heute noch verstellt, und zwar durch die Terrassenmöblierung und einen großen Steinbrunnen. Maria Schüly hebt am Ende des Buches noch einmal die große Bedeutung des Keramikbildes hervor, insbesondere da es das einzige Keramikbild von Julius Bissier ist und zugleich die überragende Fertigkeit von Richard Bampi bei der Herstellung von Glasuren zeigt.

Ursprünglich sei der öffentliche Zugang zum ehemaligen Stallhof vom Jesuitenkolleg – wo sich das Keramikbild an der Ostwand befindet – als Spazierweg zwischen Bertoldstraße und Franziskanerplatz gedacht gewesen. Dieser Zugang sei auch heute nur ein schmaler Durchgang. Auf noch größeres Unverständnis stößt beim Leser aber, dass ein Kunstwerk wie das Keramikbild von solch herausragenden Künstlern wie Bissier und Bampi über Jahrzehnte verschandelt wurde und bis heute durch Zustellung verschandelt wird; ein Ärgernis, das vermutlich deswegen nicht zum Aufschrei führt, weil es viel zu häufig bei Kunstwerken im öffentlichen Raum vorkommt. Das Fazit von Maria Schüly im Buch lautet denn auch konsequent:

„Was heute im geschützten Raum des Museums selbstverständlich berücksichtigt wird, ist im öffentlichen Raum eher selten: die respektvolle Distanz zum Kunstwerk.“

 
– Anzeige –

 
Buch: Julius Bissier und Richard Bampi: Das Freiburger Keramikbild von Maria Schüly, Verlag: arnoldsche Art Publishers.

Julius Bissier und Richard Bampi –
Das Freiburger Keramikbild
 

Buch auf Amazon.de ansehen