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Barthélemy MENN
Der Schweizer Landschaftsmaler Barthélemy Menn ist einer der Hauptvertreter der Genfer Schule, der wichtigste Vertreter des Pleinairismus (Freilichtmalerei, Freiluftmalerei, Pleinairmalerei) in der Schweiz [9] sowie einer der wichtigsten Vertreter der «Paysage intime», einer Stilrichtung mit schlichten und einfachen Landschaftsbildern, die als Vorgängerin des Impressionismus gilt.
In der Kunstgeschichte kommt Barthélemy Menn aber auch aus einem anderen Grund eine entscheidende Rolle zu, da er den wohl bedeutendsten Schweizer Maler der Neuzeit entdeckt, gefördert und unterrichtet hat, nämlich Ferdinand Hodler, der über seinen Lehrer einmal sagte: «Menn! Ihm verdanke ich alles!» [4] Denn es war Menn, der den noch jungen und bettelarmen Hodler unentgeltlich in die Malschule aufnahm. [5] Auch die Maler Auguste Baud-Bovy und Edouard Vallet gehörten zu Menns Schülern. Beim Unterrichten ging es Menn unter anderem darum, die Persönlichkeits-Entwicklung der Künstler zu fördern [8], wobei er die individuelle Veranlagung berücksichtigte und das künstlerische Bewusstsein in Bezug auf die Moderne schärfte. [12] Hodler bestätigt in einer Aussage über seinen Lehrer, den er auch «père Menn» nannte, die Fokussierung der Lehre Menns auf die Persönlichkeits-Entwicklung seiner Schüler: «Menn hat mich in gewisser Weise gelehrt, mich selbst zu entdecken.» [12a]
Barthélemy Menn hat einen Teil seiner eigenen Bilder, vor allem die im Atelier gemalten, zwischen 1880 und 1890 verbrannt. [9]
Kurzbiographie
Stil von Barthélemy Menn
Pleinairismus (Freilichtmalerei)
Sammlungen mit B. Menns
Ausstellungen von B. Menn
Quellen
Werke von Barthélemy Menn
Kurzbiographie von Barthélemy Menn
1815 1825 1827 – Schüler der Zeichenschule der „Société des Arts“ im Haus Calabri 1831 1833 – folgt Jean-Auguste-Dominique Ingres nach Rom, wo Letzterer die Leitung der Académie de France übernahm 1838 – häufige Besuche im Salon von George Sand, wo er Kontakt zu Frédéric Chopin sowie Eugène Delacroix hatte und die ihm Bilder abkauften |
1842 1843 1850 – circa drei Jahrzehnte währende Lehrtätigkeit; zwischen 1872 und 1878 unterrichtete Menn etwa Ferdinand Hodler 1855-1861 1880-1890 1893 |
Stil von Barthélemy Menn
Den Stil von Barthélemy Menn hat der Kunsthistoriker Fritz Schmalenbach einmal eindrücklich und treffend beschrieben, als er die Unscheinbarkeit von Menns Bildern damit erklärte, dass diese nicht aus der Bescheidenheit herrührte, sondern von der Geringschätzung des Äußeren. Solange der Mechanismus gut gewesen sei, hätten die Bilder aussehen können, wie sie mochten, sagt Schmalenbach [6].
„Es ist eine streng auf Echtheit bedachte und daher unbekümmerte, selbstgewisse, beinahe stolze Malerei. Sie hat eine sichtbare Verachtung für billige Gefühle und Theatralik, für effekthascherische Virtuosität, Eitelkeit und lautes Benehmen, aber auch für bequeme Routine und innerlich erstorbene Manieriertheit. Dieselben Bilder, die Kristallen und klarem Wasser gleichen, wenn man in sie hineinsieht, sind nach außen ohne jeglichen Glanz, grau, trüb und stumpf, manchmal auch unfrisch. Sie waren das Gegenteil von Ausstellungsschlagern. Die Formate sind unauffällig und häufig klein. Es fehlt die bescheidenste motivische Brillanz. Die Motive bei Menn sind zwar von äußerster «Gewähltheit», dabei aber dem Anschein nach die allergewöhnlichsten. Ein Hang von grauem und bräunlichem Grün, ein trüber Himmel. Und es bedarf auch eindringlicheren Hinblickens, um gewahr zu werden, wie farbig solche unbunte Gegenstände gesehen sind. Daß man es nicht sofort sieht, mag damit zusammenhängen, daß bei Menn auch der Mache jede Brillanz abgeht.“ [6]
Menn gilt als Künstler, der von seinen Zeitgenossen nicht verstanden wurde. Von den grossen Malern seiner Zeit, wie Alexandre Calame (* 1810, † 1864) und François Diday (* 1802, † 1877), unterschied er sich später schon in der Motivwahl, indem sich Menn gerade nicht der Malerei von Alpenlandschaften widmete, sondern Wiesen- und Baumlandschaften bevorzugte. Allein durch diese Motivwahl wirken seine Bilder nicht gewaltig und erhaben. Zusammen mit seinem besonderen Stil zeichnen sich die Bilder von Menn durch Stimmung und Intimität aus, ganz in der Tradition der poetischen Paysage intime.[7] Der Alpenmalerei eines Alexandre Calame hingegen haftet etwas Heroisches (Heldenhaftes) [12] und Imposantes an. Diese „heroisch gefärbte Alpenmalerei“ und die daneben vor allem für Touristen produzierten kleinmeisterlichen Veduten idyllischer Berglandschaften gaben zu Menns Zeit den Ton an, weshalb das Publikum um die poetischen Bilder Menns im Stil der Paysage intime einen Bogen machte, ihm also die nötige Anerkennung versagt wurde. [12]
Zwischenzeitlich hatte sich Menn auch in der Alpenmalerei versucht, als er 1845 „Das Wetterhorn, vom Hasliberg aus gesehen“ malte. Wegen der Handhabung des Lichts und den Kontrasten beim Flächenaufbau vom Bergrelief gilt dieses Gemälde als die erste moderne Schweizer Landschaftsmalerei. [12] Allerdings gefiel das Bild dem damaligen Publikum gar nicht, da es nicht dem herrschenden akademischen Stil entsprach, die Alpen heroisch und idyllisch darzustellen. [12a]
Vertreter des Pleinairismus (Freilichtmalerei)
Barthélemy Menn ist in der Schweiz der wichtigste Vertreter der Freilichtmalerei (Pleinairismus, Freiluftmalerei, Pleinairmalerei). Menn suchte den Kontakt etwa zu Jean-Baptiste Camille Corot, einem Maler der Schule von Barbizon (Frankreich) und „Meister der poetischen paysage intime“ [7] sowie Meister des Pleinairismus [10]. Über Corots Landschaftsmalerei sagte Menn einmal: „[…] es ist die Ausgewogenheit zwischen Erde und Himmel, die seine Landschaft so vollkommen macht […] Corots Farbtöne stimmen selbst dort, wo sie dem Einfachsten gelten und in keiner Weise auf Wirkung angelegt sind. Es gibt überhaupt nichts Manieriertes bei ihm.“ [11]
Sammlungen mit B. Menns
Werke von Barthélemy Menn (B. Menn) finden sich insbesondere in folgenden Sammlungen:
- Musée d’art et d’histoire de la Ville de Genève (MAH), Genf (circa 3000 Arbeiten [13], darunter Zeichnungen, Aquarelle, Gemälde und Ölstudien)
- Kunst Museum Winterthur / Reinhart am Stadtgarten (vormals: Museum Oskar Reinhart am Stadtgarten), Winterthur
- Aargauer Kunsthaus, Aarau
- Victoria and Albert Museum, London
Foto: Robert Züblin
Ausstellungen von B. Menn
In der Vergangenheit fanden folgende Ausstellungen von Werken von Barthélemy Menn (B. Menn) statt:
- Ausstellung „Barthélemy Menn und seine Schüler“, Musée Rath, 19. Juli bis 24. Oktober 1943
- Barthélemy Menn im Cabinet d’arts graphique (Genf) vom Musée d’art et d’histoire de la Ville de Genève (Genf), vom 2. März 2018 bis 8. Juli 2018
Quellen
[1] Eintrag „Barthélemy Menn“ bei Wikipedia (zuletzt abgerufen: 20.01.2024)
[2] Barthélemy Menn im SIKART Lexikon (zuletzt abgerufen: 20.01.2024)
[3] Eintrag „Schloss Greyerz“ bei Wikipedia (zuletzt abgerufen: 20.01.2024)
[4] Jura Brüschweiler: Barthélemy Menn 1815-1893. Etude critique et biographique, Zürich 1960, S. 56.
[5] Walter Steffen: Man muss die Himmel gesehen haben, 18. Mai 2018, auf dasgoetheanum.com (zuletzt abgerufen: 20.01.2024)
[6] Schmalenbach, Fritz: Barthélemy Menn, Zu seinem 50. Todestag (20. Mai 1815-11. Oktober 1893), Versuch einer Charakterisierung seines Stils, in: Das Werk : Architektur und Kunst = L’oeuvre : architecture et art, Septemberheft 1943, S. 302, 304.
[7] Loccatelli, Valentina: Barthélemy Menn (1815 – 1893), in: Geschäftsbericht 2016 Kunstmuseum Bern, S. 22.
[8] Aargauer Kunsthaus Sammlung Online: Barthélemy Men, Der Heilige Philippus tauft den Schatzmeister der Königin von Aethiopien, 1815 – 1893 (zuletzt abgerufen: 21.01.2024)
[9] Lukas Gloor und Peter Wegmann (Hrsg.): Im Licht der Romandie. Oskar Reinhart als Sammler von Westschweizer Kunst, Ostfildern-Ruit 2001, S. 181.
[10] Lukas Gloor und Peter Wegmann (Hrsg.): Im Licht der Romandie. Oskar Reinhart als Sammler von Westschweizer Kunst, Ostfildern-Ruit 2001, S. 182.
[11] Lukas Gloor und Peter Wegmann (Hrsg.): Im Licht der Romandie. Oskar Reinhart als Sammler von Westschweizer Kunst, Ostfildern-Ruit 2001, S. 183.
[12] Lukas Gloor und Peter Wegmann (Hrsg.): Im Licht der Romandie. Oskar Reinhart als Sammler von Westschweizer Kunst, Ostfildern-Ruit 2001, S. 188.
[12a] Meier, Urs: Rote Säle für Barthélemy Menn, 9. März 2015, in: Journal21.ch (zuletzt aufgerufen: 14.7.2024)
[13] Therese Bätschman: Les recherches picturales de Barthélemy Menn, 1. März 2018, auf der Website des Musée d’art et d’histoire de la Ville de Genève (zuletzt aufgerufen: 26.2.2024)
Werke von Barthélemy Menn
Im Folgenden finden Sie Werke von Barthélemy Menn:
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