THUNER MAJOLIKA (Thuner Keramik)

Unter Thuner Majolika (Thuner Majolica) versteht man eine Art Souvenir-Kunst, bei der es sich um Schweizer Keramik aus dem Raum Thun (Thoune), insbesondere Heimberg und Steffisburg handelt. In der Hochzeit der Thuner Majolika um 1880 wurden unter anderem Vasen, Geschirr, Bild- und Wappenteller hergestellt – vor allem für Touristen.

Die Thuner Keramiken orientierten sich in der damals populären Zeit des Historismus an historischen Formen und waren oft mit orientalischen Mustern verziert, die unter anderem mit Edelweiss-Blumen an die Schweizer Symbolik angepasst wurden.

Thuner Majolika in Form eines Thuner Vedutentellers mit Veduten-Ölgemälde im Spiegel und orientalischem Edelweissmuster auf dem Rand.
Thuner Majolika in Form eines Thuner Vedutentellers
 
 

Geschichte der Thuner Majolika

Die Thuner Majolika stammt aus der Zeit von circa 1870 bis circa 1914, wobei diese Schweizer Keramikgattung ihre Hochzeit nach erfolgreicher Ausstellung auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1878 erfuhr.

Bereits um 1900 ebbte der Erfolg wieder ab, wobei bestimmte Muster, etwa das „Chrutmuster“ (Krautmuster) bzw. die „Chrutdecoration“ (auch Eulenmuster genannt) als „Alt-Thun“-Muster auch noch nach dem Ende der „Thuner Majolika“-Epoche weiterlebte. Da ein grosser Teil der Thuner Majolika an Touristen verkauft wurde, läutete der Einbruch der Touristenzahlen in der Schweiz mit Beginn des ersten Weltkrieges im Jahr 1914 das Ende dieser Keramikgattung ein. Nach dem ersten Weltkrieg fand dann der Historismus vielerorts sein jähes Ende, womit das Ende der Thuner Majolika auch stilistisch besiegelt war.

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Begriff „Thuner Majolika“

Der Begriff „Thuner Majolika“ ist aus zwei Gründen nicht ganz korrekt. Denn zum einen ist die damit gemeinte Keramik keine Majolika im technischen Sinne. Es handelt sich bei der als Thuner Majolika bezeichneten Keramik um mehrfarbig engobierte und dann bleiglasierte Irdenware und nicht um Keramik mit Blei-Zinn-Glasur mit anschliessendem Scharffeuerfarbauftrag (Inglasurmalerei). Die Namenswahl „Thuner Majolika“ war vermutlich eine Marketing-Massnahme der Heimberger und Steffisburger Keramikwerkstätten, um den Absatz dieser Keramiken durch einen wohlklingenden Namen zu steigern.

Der andere Grund, warum der Begriff „Thuner Majolika“ nicht ganz stimmig ist: Die „Thuner Majolika“-Keramik stammt in der Regel nicht aus der Stadt Thun, sondern aus Keramik-Werkstätten in Heimberg und Steffisburg, wobei diese Orte sehr nahe bei Thun liegen.

Anstatt von Thuner Majolika hat man auch von Thuner Keramik, Pariser Geschirr bzw. Pariser Ware oder Edelweissgeschirr gesprochen.

 

Dekorationen und Formen der Thuner Majolika

Die Dekorationen und Formen der Thuner Majolika-Keramiken erinnern oft an orientalische Keramiken. Massgeblichen Einfluss auf den ornamentalen Stil hatte der Karlsruher Künstler Franz Keller-Leuzinger, der sich um die Verbesserung des Designs der Thuner Majolika bemühte. Er orientierte sich bei seiner Ornamentik an indisch-persischen Dekoren, wobei er die Elemente aus der indischen Pflanzenwelt mit Alpenrose und Edelweiss ersetzte. Nicht umsonst nennt man Thuner Majolika teilweise auch Edelweissgeschirr.

Bei den Formen haben sich die Töpfer der Thuner Majolika ebenfalls unter anderem von orientalischen Formen inspirieren lassen, darunter auch von Keramiken, die in der damals gerade entdeckten Stadt Troja ausgegraben wurden. Im Grunde ist die Thuner Majolika ein Produkt der am Ende des 19. Jahrhunderts populären Kunstrichtung des Historismus.

 

Thuner Vedutenteller

Neben Vasen, Schalen, Tassen, Kannen, Butterdosen, Bonbonnieren, Platten (darunter Röstiplatten und Tortenplatten), Tellern (darunter Früchteteller und Wappenteller), Blumentöpfen, Tischen usw. gibt es bei der Thuner Majolika auch die sogenannten Vedutenteller bzw. Vedutenplatten, auch Thuner Teller genannt. Dabei handelt es sich um Wandteller mit Ölbildern in der Art der klassischen Vedutenmalerei im Spiegel (Bildteller) und orientalischen Mustern auf den Rändern, die als Rahmen dienen, wobei in diesen Rand-Mustern oft Edelweiss-Elemente eingearbeitet sind.

Bei den Motiven für diese Ölbilder im Tellerspiegel orientierten sich die Hersteller bzw. Maler an den bereits für Touristen entwickelten Schweizer Vedutenmotiven, die man auf Leinwand, Holz oder Karton fertigte, und nun auch auf Keramik, darunter folgende:

  • Jungfrau-Berg
  • Staubbachfälle im Lauterbrunnental
  • Alphüttte vor Wellhorn und Wetterhorn
  • Tellskapelle
  • Schloss Schadau mit Thunersee, Blüemlisalp und Niesen
  • Genfersee und Dents du Midi
  • Schloss Chillon, Genfersee und Dents du Midi
  • Matterhorn
  • Rütlischwur
  • Dorfszenen
  • Szenen mit Jagdhunden
 

Thuner Majolika kaufen

Nachfolgend finden Sie Stücke zum Kaufen, die man zur Thuner Majolika zählt oder zumindest zum Stil der Thuner Majolika. Denn nicht alle Stücke, die aussehen wie Thuner Majolika, kommen auch aus dem Raum Thun. Stücke, die mit „Thun“, „Thoune“ und/oder der Marke einer Werkstatt aus dem Raum Thun – etwa aus Steffisburg oder Heimberg – gekennzeichnet sind, zählen wir zur „Thuner Majolika“ im engeren Sinne, alle nicht entsprechend gekennzeichneten Stücke werden nur zum „Thuner Majolika“-Stil gezählt.

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